Neue Medikamente: Durchbruch bei der Behandlung von Fettleibigkeit und Diabetes

Eine neue Generation von Medikamenten (Polyagonisten) schafft einen entscheidenden Durchbruch bei der Behandlung von Adipositas und Typ-2-Diabetes. Statt aufwendiger OPs helfen Polyagonisten stark mehrgewichtigen Menschen, ihr Gewicht maßgeblich zu reduzieren und ihre Blutzuckerwerte zu verbessern.  

In Deutschland sind mittlerweile deutlich mehr als die Hälfte aller erwachsenen Männer und Frauen übergewichtig. Etwa 19 Millionen Menschen haben sogar krankhaftes Übergewicht (Adipositas). Starkes Übergewicht zählt zu den bedeutendsten Risikofaktoren für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Für Menschen mit krankhaftem Übergewicht ist bislang eine operative Magenverkleinerung oft die einzige Option, zielführend abzunehmen. Eine innovative Generation von Medikamenten kann das ändern: Polyagonisten reduzieren nicht nur drastisch das Gewicht, sondern verbessern auch die Blutzuckerwerte. 

Hormone kombinieren

Polyagonisten vereinen die Effekte von mehreren körpereigenen Hormonen. Die Hormone, die zu zweit beziehungsweise zu dritt kombiniert werden, sind GLP-1 (Glucagon-like Peptide-1) und GIP (Glucose-dependent insulinotropic Polypeptide) und Glukagon. Sie bewirken eine vermehrte Ausschüttung von Insulin, zügeln den Appetit und fördern den Fettabbau. Durch die Kombination der Hormone werden gleichzeitig mehrere Kontrollzentren des Stoffwechsels beeinflusst  

Erstes neues Medikament erfolgreich

Der erste Vertreter dieser neuen Medikamentenklasse ist bereits in den USA und Europa zur Behandlung von Typ-2-Diabetes und Adipositas zugelassen. Mit beeindruckenden Erfolgen: Das Medikament Tirzepatid reduziert je nach Patientengruppe das Körpergewicht im Durchschnitt um bis zu 22 Prozent und verbessert die Blutzuckerwerte.   

Entwickelt haben das innovative Wirkkonzept u.a. Forschende des DZD und von Helmholtz Munich. Derzeit arbeiten sie an weiteren Polyagonisten. Aktuell befinden sich Dreifach-Polyagonisten in klinischen Studien, die die Wirkung der Hormone GLP-1, GIP und Glukagon kombinieren und noch stärkere Effekte zeigen.  

Weitere Medikamente in der Entwicklung

Die Anwendung von Polyagonisten könnte nicht nur die Therapie von Adipositas und Typ-2-Diabetes revolutionieren, sondern auch für andere Erkrankungen relevant werden. Eine präzise Kopplung weiterer Hormone ermöglicht es, dass die Wirkstoffe gezielt in bestimmte Organe gelangen und so potenzielle Nebenwirkungen minimieren. Derzeit entwickeln DZD-Forschende neue Polyagonisten, um den Zuckerstoffwechsel und die Cholesterinwerte zu verbessern sowie das Körpergewicht und die Verfettung der Leber zu senken. 

Publikationen

Finan B., ...,  Tschöp MH. Unimolecular dual incretins maximize metabolic benefits in rodents, monkeys, and humans. Sci Transl Med. 2013 Oct 30;5(209):209ra151. doi: 10.1126/scitranslmed.3007218. PMID: 24174327. 

Finan B, ..., Tschöp MH. A rationally designed monomeric peptide triagonist corrects obesity and diabetes in rodents. Nat Med. 2015 Jan;21(1):27-36. doi: 10.1038/nm.3761. Epub 2014 Dec 8. PMID: 25485909. 

Tschöp MH, ..., Müller TD, DiMarchi RD. Unimolecular Polypharmacy for Treatment of Diabetes and Obesity. Cell Metab. 2016 Jul 12;24(1):51-62. doi: 10.1016/j.cmet.2016.06.021. PMID: 27411008. 

El K, ..., Müller TD, Campbell JE. The incretin co-agonist tirzepatide requires GIPR for hormone secretion from human islets. Nat Metab. 2023 Jun;5(6):945-954. doi: 10.1038/s42255-023-00811-0. Epub 2023 Jun 5. PMID: 37277609; PMCID: PMC10290954. 

Liskiewicz A, ..., Müller TD. Glucose-dependent insulinotropic polypeptide regulates body weight and food intake via GABAergic neurons in mice. Nat Metab. 2023 Dec;5(12):2075-2085. doi: 10.1038/s42255-023-00931-7. Epub 2023 Nov 9. PMID: 37946085; PMCID: PMC10730394. 

Kontakt

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